Partition einer Festplatte aus Versehen gelöscht

Begonnen von picass, 07.03.2021, 10:05:24 CET

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picass

Katastrophe! :(  Ist mir so noch nie passiert, aber 'nu doch: Wollte bei einem PC das auf der installierten SSD verunglückte Win10-System neu aufsetzen, nutzte das übliche Win10-Image von Microsoft, und hatte es beim Löschen der vermeintlichen Festplatten-Partitionen zu eilig: es waren zwei HDs im PC, und die Reihenfolge wurde unglücklich angezeigt. Die fix gelöschte Hd wurde als Erste angezeigt, ist aber tatsächlich die Zweite gewesen. Da ist nun also auf einer 1 GB großen mechanischen HD die Partition verschütt. Formatiert ist nichts, und natürlich auch nicht sonstwie bearbeitet. Angezeigt wurde sie im Windows-System als halt Unpartitionierte. Die liegt jetzt ausgebaut und es soll versucht werden, möglichst noch an Daten ran zu kommen. Das wären im Wesentlichen Bilder, aber natürlich auch diverse Word-Dateien. Leider ist es nicht mein PC, sondern der von einem Bekannten, was die Sache für mich noch peinlicher macht und - is klar - der hatte zwar gelegentlich mal was auf externe USB-HD gesichert, aber..... und gettz Murphy wie er leibt und lebt - diese Externe hatte vor 2 Monaten frisch den Löffel abgegeben.

Natürlich habe ich mich im Netz umgeschaut, aber selten findet man echte Erfolgserlebnisse, fast immer läuft das auf endlose Debatten und immer wieder "Tipps" auf vermeintlich tolle und kostenlose Programme raus. Kaum jemand, der sich nach echtem Erfolg wieder gemeldet hat.
Deshalb meine Frage an euch: Ist euch schon mal eine solche Rettungstat gelungen, und - wenn ja - mit welchen Mitteln?
Frage auch: Bringt es wirklich was, die fragliche HD erstmal mit Linux-Boardmitteln wie "dd" zu clonen? Nachgefragt: Konnte schonmal jemand mit solchem Clone anschließend wirklich was anfangen?
Bislang tendiere ich zu "TestDisk" und "PhotoRec", möchte die Sache aber langsam angehen, und auf Erfahrungen anderer warten.
Grüße, picass

Peter

Hallo
Sind die Partitionen gelöscht worden oder sind sie schon neu partitioniert worden ?

picass


Peter

Da gibt es ja verschiedene Hersteller im Netzt.
Hatte dieses Problem selber noch nicht aber schau mal
hier vorbei EasyUS, falls du es noch nicht selber gefunden hast.
Hört sich ganz viel versprechnd an.
Berichte mal was geholfen hat, falls du es hin bekommst.

Peter.

picass

Dieses verlinkte Prog stand auch schon auf meinem Zettel, auf dem ich die guten Tips gesammelt hatte. Leider fehlen mal wieder die Rückmeldungen von Erfolgreichen. Auf der Homepage der Firma liest sich das auf den ersten Blick prima, aber....
Aber diese Firma verkauft u.a. die zwei Programme, die zum Wiederherstellen von Daten rsp. zum WH von Partitionen geeignet sind auch in drei käuflichen Varianten. Der "Vollkauf" schlägt dabei mit je 60 bis 100 € zu Buche. Warum sollten also die kostenlosen Versionen angeboten werden? Da liegt die Vermutung nahe, dass die eine heftige Beschränkung haben, sehr wahrscheinlich auf die Menge der gefundenen Dateien. Und dann sieht es blitzschnell dunkler als schwarz aus, denn auf der alten, mechan. HD, um die es in meinem Fall geht, lag auch ein altes Windows!

Erst muss ich versuchen, die vorliegende HD irgendwie zu clonen. Das wird noch ein Spass für sich werden. Falls doch noch jemand eigene Erfahrungen einbringen könnte, ließen sich evtl. tagelange Suchen mit doch wieder Frust am Ende vermeiden.
Grüße, picass

picass

Ob das was wird? :(
Noch kein überzeugendes Erfolgserlebnis im Inet gefunden. Alle reden drüber, aber keiner hat's gemacht, rsp. gebracht.
Wird für mich sowohl eine zeitraubende als auch teure Erfahrung. Musste gerade erst eine HD für Rettungsversuche bestellen - Lieferung wohl erst ab Mitte nächster Woche. Die wird wohl nur einmal benutzt werden und dann rumliegen oder über Ebay verschenkt werden....
Grüße, picass

picass

Die Generalprobe ist gelaufen!
Nach langer Infosuche habe ich mich für das Prog ,,TestDisk" entschieden. Das besteht tatsächlich aus zwei Programmen: ,,PhotoRec" und ,,TestDisk". Das Erste ist für das Suchen und Wiederherstellen von Daten, das Zweite für das Suchen und Wiederherstellen von Patitionen. Dieses Prog-Duo ist kostenlos und beinhaltet keine Beschränkungen wie beinahe alle anderen kostenlosen Programme. Mein Test lief unter Win7/64bit, wobei "TestDisk" nicht installiert werden muss, es läuft im DOS-Fenster des Windows-Systems.

Die tatsächlich zu rettende Platte ( 1 TB ) liegt hoch und trocken im Regal, und wartet darauf, dass eine neu bestellte 2-TB Hd hier eintrifft, auf die dann eine Sicherungskopie gezogen werden soll. Fürs Üben hatte ich heute aus dem Regal eine 2,5" 100 GB Platte gegrabbelt und deren Daten, verteilt über zwei Partitionen, zunächst ,,sicher" gelöscht – übrigens unter großen Mühen, siehe den anderen Fred.
Danach die zwei gelöschten Partitionen mit Win-Board-Mitteln wieder hergestellt und formatiert, und dann auf jede der beiden P's etliche Bilder und Textdateien kopiert. Und dann – wieder mit W-Bordmitteln – beide Partitionen gelöscht und so den Zustand hergestellt, welcher – hoffentlich – auf der  1 TB-Platte nun vorherrscht. Mit dem Prog ,,Testdisk" sollte nun getestet werden, ob sich die gelöschten Partitionen wieder herstellen lassen. Wie gesagt: das Prog wird ohne Installation gestartet. Ist ungewohnt, im DOS-Fenster auf Kommandozeilen-Ebene rum zu stochern. Nix mit Maus, keine Kacheln, nix Buntes zum Anklicken.....
Es gibt für dieses und sein ,,Schwester/Bruder-Programm" z.B. bei Heise.de eine Kurzanleitung und es gibt auch noch eine ausführliche Anleitung, die hat dann 61 Seiten. Muss jeder selbst wissen, wie wichtig ihm die Rettungsangelegenheit ist.

Freundlicherweise ist die Bedienung auf Kommandozeilen-Ebene nicht so unübersichtlich, wie zu befürchten ist, und ebenso freundlich ist, dass dieses Prog ein schon altes, aber immer noch gepflegtes Prog ist. Und – Tusch - : gleich im ersten Anlauf klappte die Wiederherstellung der vorigen Partitionen! Nach Ausführung des Progs war zwar unter Windows noch schlicht nichts von der  wieder gefundenen Festplatte, rsp. deren Partitionen zu sehen, aber nach dem Win-Neustart, zu dem man auch aufgefordert wurde, war tatsächlich alles wieder da: alle Partitionen, alle Daten, kein Bild fehlte, kein Text fehlte, die Bilder waren auch nicht ohne alte Bezeichnung und stattdessen durchlaufend nummeriert: nix, alles war wie vorher!

Sehr erbaulich das! Jetzt müsste nach der Generalprobe nur noch die hatte Wirklichkeit für die zu rettenden 1 TB-HD bearbeitet werden. Aber immerhin gibt es Anlass zur Hoffnung.
Bitte beachten, dass diese fast Wunder-Rep nur unter der Bedingung möglich sein konnte, dass ,,nur" die Partitionen gelöscht worden waren und dass weder eine Formatierung noch ein Überschreiben mit Daten stattgefunden hatte.
Grüße, picass

picass

#7
Datenrettung, zweiter Teil

Da hatte ich mich auf was eingelassen! Etliche Tage waren vergangen mit dem Aufbau einer funktionierenden Hard-u Software-Umgebung. Drei Platten werden benötigt: Eine, die doppelt so groß ist wie die Problem-Platte und die das ,,Doppel", bzw. die Kopie aufnehmen soll. Eine weitere Hd, mindestens so groß wie die Prob-Platte, welche die wieder hergestellten Daten des beschädigten Originals auf nehmen soll. Als Drittes eine eher kleine HD, welche das Betriebssystem trägt, über das die ganze Aktion gesteuert werden soll, also im Regelfall eine Linux-Version.

Allein das Aufgezählte kann einen Tage beschäftigen, denn da gibt es bei jedem Punkt Variationsmöglichkeiten, z.B. kann anstelle der Linux-HD auch mit USB-Stick gearbeitet werden. Und dann gibt es so nette Aspekte zu beachten wie, dass die zweite HD, welche die Kopie aufnehmen soll, nicht nur neu formatiert und natürlich auch nicht schnell-formatiert sein kann. Nix. Denn auf diese zweite Hd lässt man ja später ein Such-Programm los, und das findet natürlich auch Daten, die vorher drauf waren und auch durch Formatieren nicht wirklich weg sein müssen. Also muss die zweite und doppelt so große Hd auch noch mit einem zuverlässigen Löschprogramm – siehe anderer Fred – komplett (!) gelöscht werden. Oder man kauft gleich eine ganz Neue.

Dann geht das Software-Gestrampel los. Nachdem ich Rat in drei umfangreichen Artikeln gesucht hatte – alle übrigens aus dem Heise-Verlag – wurde schnell deutlich: der beste Weg, eine Kopie zu erstellen, liefe – is klar – über Linux und dort über den alten Klassiker ,,dd", aber in der Sonderversion, in welcher Lesefehler weitestgehend ignoriert werden, also dd_rescue. Dieser Tipp war übrigens topp aktuell aus einem Artikel vom Juni 2020. Das Programm sollte das bewährte ,,TestDisk" sein. Nun startet man als Windows-User Linux und begibt sich ohne Umschweife dort auf die Kommandozeilen-Ebene. Jetzt müssten fünfhundert Sätze folgen. Die Brutalo-Kurzversion: dort scheitert man! Dafür gibt es viele Gründe. Nur einer soll als Beispiel genannt werden: Das Scheitern lässt sich gut an dem eben genannten Befehl festmachen. Natürlich hatte man ein ,,frisches" Linux geladen, hier die neueste Ubuntu-Version. Und nach dem frohgemuten Eintippen des Befehls kam die trockene Meldung: Befehl unbekannt !
Was gettz, so als Linux-Unkundiger? Es war ja nur ein plakatives Beispiel, das sich aber über jede einzelne Aktion so weiter zieht. Wenn schon der Linux-Sachverständige Redakteur in einem fast neuen Artikel es nicht schafft, eine funktionable Anleitung einzustellen, wie soll man dann als Windows-User weiter kommen?

Ich hatte mich total bemüht, Stunden um Stunden, u.a. den falschen Befehl als veraltet eruiert, mit Linux nach dem ,,Richtigem" geforscht, den dann runter geladen und implementiert, nur um festzustellen, dass das Linux-System einfach keine Lust hat, die von den Linux-Fachleuten ausgeschaute Befehlsfolge zu akzeptieren. Irgendwann habe ich hingeschmissen, und den Versuch, eine Sicherungs-Kopie zu erstellen, aufgegeben und bin mutig bis wahnsinnig direkt an  das Defekt-Original ran gegangen. Dort dann also der Versuch, direkt die Daten auszulesen, die Empfehlung lautete, mit dem ,,Schwester"-Programm von TestDisk, dem ,,PhotoRec" zu arbeiten. Is klar, wieder Linux-Kommandozeilen, und – das sollte inzwischen auch klar sein – auch dort wieder Scheitern. Die von den Experten vorgegebenen Befehlsfolge quittierte das Prog mit der lakonischen Bemerkung:".....kann Output-File nicht öffnen". Was war das? Wer gegen wen? Es ging nicht. So scheiterte auch die Auswahl der Ziel-Festplatte, weil für das Ansteuern dieses Ziel-Ordners nur die Pfeiltasten auf der Tastatur zur Verfügung standen. Vorgegeben von diesem PhotoRec war aber der Ordner, in welchem das PhotoRec selbst lag, in meinem Fall war das ein kleiner USB-Stick. Und aus dem wollten die Pfeiltasten einfach nicht raus führen. Es ging wirklich nicht.

Freundlicherweise gibt es dieses PhotoRec in zwei Versionen. Die eine für Linux-"Genießer" und eine zweite, welche eine sehr rudimentäre, aber immerhinque vorhandene grafische Oberfläche enthält. Sprich: Ein Bild und mit Maus bedienbar. Und die hats dann gebracht. So war es erstmals möglich, überhaupt die Zielplatte anzusteuern. Danach – und nun kommt ein ganz heißer Tipp – gab es die Möglichkeit, aus der Sintflut an Dateitypen, die gerettet werden könnten, die komplette Liste dieser Flut erst mal zu disablen, und dann zu Fuß – Häkchen um Häkchen – diejenigen Dateitypen anzuklickern, die wirklich wichtig waren. In meinem Fall waren das die Jpeg-Dateien für Bilder, dann natürlich Text-Dateien und solche, die auf Daten aus einem Office-Paket hinwiesen. Im Nachhinein beglückwünsche ich mich, dies so ausgewählt zu haben, denn..... Denn bereits nach wenigen Minuten der gestarteten Rettungsaktion waren über 6.000 Bilddateien, über 6.000 Textdateien, und auch ca. 6.000 Worddateien gefunden. Und das war der Anfang!

Die Aktion lief dann über zweieinhalb Stunden problemlos bis zum Ende und hinterließ 40 Ordner mit technischer Bezeichnung, in jedem Ordner die gewünschten Dateitypen bunt gemischt, also alle  Dateitypen durcheinander. Die waren schlicht in der Reihenfolge abgelegt, wie das Prog sie halt nacheinander gefunden hatte. Nix Systematik, aber auch erst mal egal, die Rettung war gelungen.

Was folgte war der Versuch, da ein wenig Ordnung rein zu bringen. Das bedeutete, im ersten Anlauf vielleicht 10.000 Text-Dateien, die eine Größe von genau 1 K hatten, und damit sofort als nicht gelungene Herstellung zu erkennen waren, und die im Regelfall nur ein Zahlen- und Buchstaben-Gewirr enthielten, die also alle zu killen. Danach kann man ran gehen, und nach eigenem Gutdünken überlegen, woran man überhaupt noch Interesse haben könnte, und ob z.B. zehn Jahre alte Worddateien wirklich noch gebraucht werden. Alle Dateien sind ohne ihre früheren orig-Namen angegeben, aber zumindest mit ihrem orig Herstellungsdatum versehen. Mit Win-Bordmitteln kann man nun in jeden Ordner rein und sich z.B. nur die Jpeg-Dateien anzeigen lassen. Und die dann in neue Ordner, z.B. nach Jahren gegliedert, rüber kopieren. Wird ,ne verdammte Fleißarbeit, aber wenn man die Daten wirklich braucht, ist das dann schon noch zu schaffen.

Also meine Erfahrung und mein Tipp: PhotoRec in der Version mit grafischer Bedien-Oberfläche. Und vorher sich grüüüüüüüüündlich informieren und gut vorbereiten. Bin mir recht sicher, dass hier fast alles gerettet werden konnte.
Grüße, picass

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