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Elektronik u. Mikrocontroller => Elektronik allgemein => Thema gestartet von: picass in 08.12.2025, 17:57:46 CET

Titel: Reparatur Stehlampe : Elektronik-Gestank , Flackerlicht , von Halogen auf LED
Beitrag von: picass in 08.12.2025, 17:57:46 CET
Eine Stehlampe mit Halogenlicht fiel zunächst durch flackerndes Licht nach dem Einschalten auf, was sich zwar nach wenigen Minuten von selbst gab, aber bei der nächsten Inbetriebnahme wiederholte. Später kam dann noch dieser hoch unangenehme Gestank dazu, welcher elektronischen Bauteilen entweicht, die irgend einen Defekt – meist Hitzedefekt – haben.

Der erste Rep-Versuch erfolgte in der Nähe der im Standfuß untergebrachten Elektronik-Platine und da fand sich schnell der Übeltäter: an einer  Lüsterklemme hatte es einen Kontaktbrand gegeben. Der Kunststoff der Klemme war teils geschmolzen, teils in Kohle umgewandelt. Die Lüsterklemme wurde komplett entsorgt und die beiden Zuleitungen schlicht verlötet. Und gut war's!

Nix ! Gleich am ersten ,,gemütlichen" Abend nach der Rep verbreitete die Lampe wieder kurz  nach dem  Einschalten denselben Gestank. Also Rep-Versuch Nummer 2. Diesmal musste das kleine Kunststoffgehäuse geöffnet werden, welches die Elektronik beinhaltete. Das Öffnen gelang einfach, es waren nur  winzige Haltenasen zu überwinden und schon war der Blick frei auf den Übeltäter Nummer 2: schon wieder Lüsterklemmen-Kontaktbrand ! Auf beiden Schmalseiten der Platine war je ein Lüsterklemmen-Paar installiert, eines für das 230-V-Kabel, eines für die Sekundärseite mit ihren 12 Volt der Halogen-Lampe. Auf der Sek-Seite (12 V) war nicht nur fast die gesamte Lüsterklemme in Rauch aufgegangen, es hatte auch die Ecke der Pertinax-Platine nahezu ganz weg geknabbert. Und wieder war es ,,nur" der Übergangswiderstand vom Kabel auf den Klemmkontakt. Da war mitnichten eine lose Verbindung, etwa, weil eine Schraube nicht fest genug angezogen wäre. Das Malheur kann ich nur so erklären, dass das Material des Kabels billig war, also keineswegs ein feines Kupferkabel, sondern irgendwas Billiges halt. Dann kam vielleicht noch Korrision dazu...... Aber eindeutig hatte es in einer der Klemmen geheizt und gekokelt vom Feinsten!

Diese Rep wurde nun leider nicht einfach, denn die  Klemme war unbrauchbar und der Platz für die Klemme – die  Platinenecke – ebenfalls. Die beiden Niedervolt-Kabel  waren echt fett und steif, ein Anlöten irgendwo an eine Leiterbahn verbot sich: das wäre schon bei Zusammenbau gleich wieder losgerissen. Also wurden an Stellen, an welchen die Platine belastbar war, mit einer  Micro-Bohrmaschine (z.B. Dremmel) je 2 Winzig-Löcher durch die Leiterbahnen gebohrt und dann für jeden Anschlusspol – also gesamt zwei – kurze, aber dicke (0,8mm) Silberdrahtstücke durch geführt, zu einem Kreis gebogen und seeeeehr gut verlötet. Wobei das Augenmerk auf die mechanische Belastbarkeit gerichtet war. Danach dann die beiden Kabel an die Kreisringe gelötet. Ist klar: die bebohrten Leiterbahnen mussten an dieser Stelle bestens vom Schutzlack befreit werden, damit auch dort Löten möglich wurde. Danach dann andere, unbrauchbare Leiterbahnreste sorgfältig entfernt. Und dann alles wieder verbaut und fertig!

Nix ! Den ersten Sekunden-Test hielt die Lampe durch, aber schon beim zweiten Einschalten war nach einer weiteren Sekunde tiefste Finsterniss. Nach etlichem Stöbern wurde der Übeltäter Nummer 3 gefunden. Der  Glühwendel der Lampe sah gut aus, aber die Messung auf elektrischen Durchgang zeigte den halt eben nicht an. Erst eine Lupe brachte den Fund,  den ich nur beschreiben kann. Ein Foto zeigt das nicht deutlich: die Lampe besteht aus dem rundlichen Teil mit dem Glühwendel, dann gibts den ,,Lampen-Hals", der aus flach gepresstem Glas mit innen liegenden  zwei Leitungen besteht und außen noch die zwei Anschlussstifte. Im Hals war an einem Pol der  dünne Kontaktstift, welcher die  Verbindung zwischen Anschlussstift und Glühwendel-Stift herstellt, gelöst. Das war wohl dem Alter, der vielen Hitze und - wer weiß – auch einem wenig gelungenen Produktionsverfahren geschuldet. Aber vorwiegend natürlich dem Alter. Da war nun nix mehr mit Rep, alles unter Glas verborgen. Also Neukauf solch alter Technik ?! Da schien sich was Anderes anzubieten, nämlich anstelle der alten Halogen-Technik das Neue, also LED-Licht. Und tatsächlich gab es von Osram eine genau passende LED-Lampe, welche technisch zu passen schien: Sockel gleich, 12 V-Spannung gleich. Also das Ding im Baumarkt gekauft, eingebaut und – TUSCH - : die Gesamt-Rep ist gelungen, es leuchtet wieder. Und wie! Vorher eine 50 W Halogenlampe, nun ein 3,8 Watt LED, die umgerechnet Licht von 40 Watt schmeißt. Bei nur 3,8 echten Watt.

Zur Ausführung der Rep gibt es Einiges zu beachten. Wie immer bei Arbeiten an Geräten, die mit 230 Volt betrieben werden, gilt es entsprechende Vorsicht zu wahren. IMMER den Stecker raus lassen, nicht bei fliegenden Kabeln zwischendurch ,,mal eben" doch Saft drauf geben. Löten – anstelle von Klemmen – will gelernt sein. Nicht jeder, der weiß, wo bei Lötkolben ,,vorne" ist, schafft auch exzellente Lötverbindungen. Bei diesen Lötungen hatte ich reichlich Löthonig verwendet, besonders nach dem Abisolieren und Verdrillen der Kabelenden. Diese hatte ich mit Skalpell-Spitze auch sorgfältig blank geputzt.  Is klar: den verkokelten Teil des Drahtes soweit abschneiden, dass ,,gesunder" Draht zum Vorschein kommt. Hoch penibel beim Arbeiten an solchem  mechanischen Schaden an Haltekontakten auf der  Platine darauf achten, dass die verlöteten Kabel gut und bestens mechanischer Belastung standhalten.

Ach ja: das Elektronik-Gehäuse hat zwei Seiten-Eingänge: hier 230 V, dort 12  Volt. GANZ WICHTIG: Vor dem Auseinandernehmen des Gehäuses und dem anschließenden Abnehmen der Kabel bitte eindeutig und gut sichtbar mit z.B. Filzschreibern markieren, wo was angeschlossen ist. Wer das verpasst, später nicht drauf achtet und 230  V und 12 V vertauscht, muss mit üblen Explosionsfolgen rechnen. Bitte diesen Punkt befolgen, auch eure zwei Augen sind euch dankbar dafür.

Zwecks Einsatz der LED-Lampe: Natürlich muss man  dringend darauf achten, dass der Sockel der Lampe genau passt. Die technische Bezeichnung für den Sockel war freundlicherweise von außen sichtbar auf der metallenen Halbkugel eingestanzt, welche die Halogen-Lampe (die "Birne" ;D ) umfasste. Und dann könnte man befürchten, dass die Elektrik unpassend wäre. Sorgen wegen der elektrischen  Werte  sind aber unnötig. Zunächst generieren die Elektronik-Platinen für die alte Halogen-Technik 12 Volt Wechselstrom ( 12 V AC ). Dieses Spannung ist aber auch genau dieselbe, welche die  LED-Lampen benötigen. Aber bitte schon hinschauen, denn es gibt ähnliche Lampen auch für 230 V-Anschluss. Dann wissen  Elektroniker, dass LEDs gepolte Stromversorgung brauchen, es gibt da Plus und Minus (GND), was normalerweise auch unbedingt zu beachten ist. Freundlicherweise haben wir im Falle der Osram-Austausch-Lampen den ,,un-normalen" Fall: diese Lampen laufen auch mit Wechselstrom. Sie sind für AC und DC geeignet, die interne Elektronik macht es möglich.

Die Dreifach-Rep ist also gelungen und eher nebenher ist aus einer alten, ollen Halogen-Lampe eine topmoderne LED-Lampe geworden.
Grüße, picass
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