Heuer die dritte Begehung der ,,ventanas (Fenster) von Güimar" (Aussprache: [ˈgwimaɾ]) , wieder auf der Klassiker-Route wie beim ersten Mal, also Start der Wanderung am ersten Funkmast oben in Anocheza, dann durch alle 11 Tunnel hindurch und danach das kilometerlange Climben auf und neben der Wasserrinne hoch oben im westlichen Bereich oberhalb von Güimar und das Ende dann über eine steile Forststraße durch den Wald runter bis zum Beginn (Ende) der Straße ,,Camino las Coloradas". Dort war auch wieder der Leihwagen geparkt worden. Die Fahrt mit dem Taxi runter ins Tal nach Güimar und rauf auf den Berg bis zum ersten ,,Antena de comunicaciones" kostete gut 30 €, was wenig ist, angesichts vieler nur einspurig befahrbarer, extrem steiler Straßen mit einer unübersehbaren Kurve nach der anderen.
Der erste, steil-bergauf führende Fußmarsch ab der Funkantenne Nr. 1 forderte wieder das Herz. Und wie vormals: Stehenbleiben nach jeweils einem steilen Wegstück und ein paar Sekunden ,,Beruhigung". Oben war mal wieder alles in Wolken eingehüllt – ein Normalzustand um die Mittagszeit. Gleich wird man freudig von den vielen Büschen empfangen, begrüßt und umarmt und weil die so schön feucht bis nass sind, ist man das nach Kurzem auch. Egal.... man muss da durch. Das unentwegte Rauf- und Wieder-Runter-Steigen auf die etwa 50 cm hohe, mit Betonplatten abgedeckte Wasserrinne muss man mögen und zwar sehr, sonst hat es keinen Sinn, hier zu ,,gehen". Auch dass der Weg neben der Rinne dutzende Male nach unten extrem steil zum Abgrund hin führt und dass die Schrägen als Untergrund sowohl felsiger wie gerölliger Art wie auch Lehm durch Nässe aus den Wolken noch rutschiger sind als ohnehin schon. Das muss man als ,,nette" Herausforderung begreifen, sonst – siehe oben – lieber lassen.
Übrigens sind laut Inet-Kommentaren mal wieder Touris vom ,,rechten Wege abgewichen", will sagen: dort abgestürzt. Vor wenigen Wochen musste so einer von 8 Bergrettern aufwendigst geborgen werden. Der hatte nur zahlreiche Knochen gebrochen – dieser Glückspilz ! Der führt jetzt sein zweites Leben!
Mir ging es vorwiegend um die sportliche Herausforderung und die war und bleibt beachtlich, auch wenn es den einen und den anderen Kommentator im Inet gibt, welcher die Strecke als "eher einfach begehbar" bezeichnet, "weil sie auf einer Ebene stattfindet". Die gleichen oder vergleichbare Simpel- bis Dumpfbacken schreiben auch, dass als Licht für das Begehen der Tunnel durchaus dasjenige aus dem Smartphone reicht. So was können eigentlich nur Leute schreiben, die beim Begehen der Tunnel wieder und immer wieder mit dem Kopf an die großen, scharfkantigen Felsklötze gerammt sind, die von der Tunneldecke runter ragen und gerne auch von der Seite angreifen. Was bei ihnen keinen Schaden anrichtete, weil es da nichts zu beschädigen gab.
Das Begehen der Etappen längs des Wasserlaufes mit seinen elf Tunneln und ebenso dasjenige dahinter ohne Tunnel - aber am immer noch extrem steilen Abhang lang - ist eine mindestens vierstündige Hochleistung an Konzentration. Ähm...., "neben" den sonstigen Herausforderungen z.B. sportlicher Art. Es darf an keiner einzigen Stelle die Konzentration weg wandern und es sollte kein einziger der furchtbar vieeeeeelen Steine unten auf dem Weg nicht beachtet werden. Sonst.....!
Aber wenn man/frau diese Herausforderungen vorher schon kannte, sich mental darauf vorbereitete, sie ohne auch nur klitze-kleinste Unterbrechung der Konzentration beachtete und dem Weg ganz grundsätzlich Achtung und Wertschätzung entgegen brachte, dann kann beim Begehen auch viel Freude, Selbstbestätigung und sogar Glück empfunden werden. Mir persönlich ging es auch heuer wieder wie beim ersten Male: nachdem der schwerste und gefährlichste Teil mit den elf Tunneln überstanden war, brach passend zur vulkanischen Landschaft geradezu eruptiv ein rechtes Glücksempfinden heraus. Das hielt dann den ganzen "Rest" der Tour beim Balancieren auf und neben der Wasserrinne an. Ach ja: Balancieren ! Wie schon früher angesprochen: es geht mit schöner Regelmäßigkeit immer mal wieder meterweit nur auf einem einzigen Rinnenrand weiter. Da sind die früher mal vorhandenen Beton-Abdeckplatten eingebrochen, will sagen: nicht mehr nutzbar, und es verbleibt als "Wander-Weg" der 10 cm breite Rand der ehemaligen Wasserrinne! Muss man mögen und - ach ja - können auch ! Mir halfen wieder zwei dieser modernen, dünnen Alu-Wanderstöcke beim Balancieren. Letzteres bereitete sogar echtes Vergnügen und das egal, was sich rechts neben der Rinne abspielte. Mir selbst hat geholfen, den Blick in den Abgrund nur sehr selten zu suchen: einfach ignorieren, dann passte es!
Dieser Weg hatte gegenüber der Begehung im letzten November recht gelitten. An drei Stellen war durch Felsbrocken der rechte (abgrund-seitige) Rand der Rinne komplett weg geschlagen worden. Man möge sich einen Moment lang ausmalen, mit welchem biblischem Donner diese F-Brocken von oben den Hang runter gerumpelt waren und selbstredend blieb es nicht nur bei diesen Dreien ! Auch ein niedlicher "Knicker" von z.B. Faustgröße wird da schnittige Wirkung erzielen. So was kommt gerne während und in den Tagen nach Regen herunter.
Andere Touris hatte ich übrigens auf meiner 4 1/2 -Stunden-Tour nicht angetroffen und die zahlreichen Spinnfäden auf Kopfhöhe, welche ich durchtrennen musste, sprechen dafür, dass auch vor mir noch niemand unterwegs war. Naja, Wolken waren vom Wetterberich auch angekündigt. Aber nach der Hälfte der Strecke gab es größere Lücken und – is klar – bei Sonnenschein scheint alles besser zu sein. Der berühmte und namens-gebende Teil der Strecke hatte mich aber heuer wie beim letzten Male schon recht wenig interessiert: ein par Blicke für je 5 Sekunden durch die "Fenster" und dann rasch weiter, auch keine Fotos mehr darüber. Mein Interesse war auf die prinzipielle Gangbarkeit der Wege gerichtet und halt darauf, der Schwierigkeit des Geländes allzeit Respekt entgegen zu bringen, um zum Ende hin auf dem Genuss-Teil der Strecke mich um so mehr freuen zu können.
Fotos – wie gesagt – Mangelware, nur als plakatives Beispiel eines mit dem Untertitel: " woisthierderWeg ?". Ist klar, auf dem steil-schräg-abschüssigen braunen Teil des Geländes und hinten (Bildmitte) in immerhin Fußbreite (!) direkt neben der Rinne. Und links geht es genauso lotrecht– wie es dem optischen Eindruck entspricht – in den Abgrund und zwar mehrere hundert Meter tief. Teneriffa ist an jeder Stelle ausschließlich vulkanischen Ursprungs und obskure, bizarre und kaum glaubhafte Felsformationen sind hier "normal". Nachvollziehbar werden solche Steilst- bis Lotrecht-Wände durch die Anschauung der meisten Vulkanologen, wonach die Tal-Ebene, in welcher die Stadt Güimar jetzt liegt, durch das Abrutschen der früheren Hochebene aus vulkanischem Material ins Meer entstand.
Wer sich mal eine echte Runde Gruseln möchte, sollte unbedingt diese "Fenster-Tour" begehen und währenddessen der Usprünge der Entstehung gedenken. Aber deswegen trotzdem auf jeden Stein am Boden und JEDEN Felsbrocken oben im Tunnel achten!
Grüße, picass
woistderweg.jpg